Kurz-Info:
Das Trappistenbier aus dem Kloster Orval sticht einzig und allein durch seine markante Hopfen-/Bitternote aus dem weiten Rund der belgischen Biere charakteristisch hervor. Das ist wahrlich nichts für jedermann. Wenn der Brite sein Pale Ale umgangssprachlich „Bitter“ nennt, dann müsste das Orval eigentlich mit „Mega-Bitter“ umschrieben werden. Wer sich einmal an diesen eigentümlichen (Bitter-)Geschmack gewöhnt hat und so etwas zu schätzen weiß, wills jedoch nicht mehr missen. Das Orval ist ein Bier für Abenteuerlustige, die auf der Suche nach dem Besonderen sind und keine Extreme scheuen.
Meine persönliche Meinung: Das Orval ist noch vor den Bieren aus Westvleteren (die immer wieder gebetsmühlenartig von vielen als die Krone der Trappistenbiere bezeichnet werden) das beste Trappistenbier weltweit. Kein anderes belgisches (Trappisten)bier kommt ihm nahe und mittlerweile ist das Orval zumindest in Belgien ebenso schwer zu kaufen, wie die Westvleteren-Biere.
Steckbrief
- Brauerei:
Abbaye d’Orval
Orval Nr. 1
B-6823 Villers-devant-Orval
Tel.: +32 61 31 10 60 - URL: www.orval.be
- Füllmenge: 0,33l
- Alkoholgehalt: 6,2%
- Farbe: bernstein, trüb
- Schaumbildung: Sehr stark beim Einschenken, Schaumteppich bleibt lange bestehen, ca. 0,5 Zentimeter hoch
- Trinktemperatur: 12 - 14°
- Geschmacksnoten: stark hopfig-bitter, medizinisch (chinin), Aprikose, Rosinen
- weitere Produkte im Sortiment: -

Geschmack:
Noch vor dem ersten Schluck macht sich ein Aroma bemerkbar, das nach Aprikosen und (Back-)Hefe duftet. Der erste Schluck haut einen allerdings erst einmal um. Denn anders als das Aroma vermuten lässt, stehen kräftige Bitternoten im Vordergrund und Mittelpunkt, die sich sofort auf die Zunge legen. Damit spielt das Orval eindeutig in der IPA-Liga. Dieser Bitter-/Hopfengeschmack ist allerdings einzigartig und mit keinem anderen Bier vergleichbar. Am ehesten lässt er sich mit dem Begriff „medizinisch“ umschreiben, wobei sich ganz leichte Chinin-Anteile ausmachen lassen. Die Bitterkeit dominiert schließlich auch im Nachgeschmack, der recht lange anhält.
Hat man sich einmal an diese kräftige Bitternote gewöhnt, lassen sich noch andere Geschmacksanteile ausmachen. So machen sich, kurz bevor der Hopfen sozusagen zuschlägt, charakteristische Aprikosen- und ganz leichte Rosinen-Anteile bemerkbar. Wollte man einen Vergleich anstellen, so kommt das Orval ähnlich kräftig daher wie die torfigen Whiskys von der schottischen Insel Islay (Ardbek, Laphroaig).
Besonderheit: Im belgischen Getränkehandel werden mittlerweile Gebinde mit entsprechendem Aufpreis angeboten, die absichtlich länger gelagert wurden – das Orval ist nach dem Abfüllen fünf Jahre lang haltbar – und erst ein bis zwei Jahre vor ihrem Ablaufdatum in den Handel kommen. Im direkten Vergleich mit ihren jungen Äquivalenten kommen diese gelagerten Orvals in Sachen Hopfen und Bitterkeit nicht ganz so bissig daher.
Die Süße und Malzigkeit ist merkbar stärker, die von einer ganz leichten Säure begleitet wird. Auf eigentümliche Weise wirkt das "alte" Orval schwerer, fast so als ob man Sirup trinkt. Oder um einen anderen Vergleich zu bemühen: Die gereiften Orvals kommen im Vergleich eher wie ein Sherry, schwerer Likör oder Cognac daher, die in jedem Fall nur in kleinen Schlucken genossen werden wollen.