Dieses Gericht ist in Lüttich ein Klassiker wie „Himmel und Ääd“ in Köln, Labskaus in Norddeutschland, die Original Frankfurter „Grie Soß“ oder die Weißwurst mit Brezn in Bayern. Kein Wunder, denn der Lütticher gibt der banalen Frikadelle eine braune Sauce mit, die würzig-süß-sauer ein wenig an den rheinischen Sauerbrauten erinnert.
Frikadellen-Rezepte, in anderen Landesteilen auch Klops, Bulette, Fleischpflanzerl oder Fleischküchle genannt, gibt es wie Sand am Meer. Jedes für sich erhebt den Anspruch, das Beste der Welt zu sein. Die Geschmäcker sind eben verschieden. Ganz gleich ob kalt oder warm genossen, zählt der oftmals despektierlich „Bremsklotz“ oder vornehm „Steak Tatar“ genannte Fleisch-Kloß neben der Bockwurst zu den Klassikern der schnellen Küche.
Doch nur in Lüttich wird die Frikadelle mit einer braunen, süß-sauren Sauce serviert, die dem Imbiss-Klassiker Charakter verleiht und seines Gleichen sucht. Im Französischen Boulet à la liégeoise, im Flämischen Gehaktballen met luikse Saus betitelt, heißt das Gericht auch „Boulet Sauce Lapin“ und „Boulet Sauce Chasseur“. Der Sud hat allerdings weder etwas mit Hase/Kaninchen (Lapin) noch mit Jägern (Chasseur) zu tun. Der Ursprung der Bezeichnung geht auf die Urheberin des Rezepts Geraldine Lapin zurück. Die Verwirrung findet dabei kein Ende. Denn ebenso wie es unzählige Buletten-Rezepte gibt, finden sich auch ebenso viele Varianten zum Herstellen der Sauce. Hier kochen wir die Lütticher Buletten natürlich mit belgischem Braunbier.
Last but not Least: Die Tradition, exakt 40 Rosinen in die Sauce zu geben, bleibt hingegen im Dunkeln. Doch genug der Vorrede. Lasst uns Kochen:

ZUTATEN FÜR DIE BULETTEN
- 500 gr. Hackfleisch halb und halb
- 1 altbackenes Brötchen/Semmel
- 1 Zwiebel
- 1 Ei
- Salz und Pfeffer
- 1 Teelöffel Thymian
- Rosenpaprika
- 1 – 2 Esslöffel Senf
- Paniermehl
- Butterschmalz zum Braten
ZUTATEN FÜR DIE
SAUCE
- 1 – 2 Zwiebeln (mittelgroß)
- 2 Flaschen belgisches Braunbier zu je 0,33 l
- 2 – 3 Teelöffel „Lütticher Delikatesse“ (ein konzentrierter Sirup aus Äpfeln und Birnen)
- 3 – 4 Esslöffel Weinessig
- 1 Teelöffel Majoran
- 2 Lorbeerblätter
- 40 Rosinen/Korinthen
- Mehl zum Abbinden der Soße


Biertipp: Für die Sauce empfiehlt sich ein braunes Bier mit süßer Note und malzigem Charakter. In Frage kommen etwa Chimay rouge, Grimbergen Double, Leffe brune, St. Feuillien brune, Westmalle, Rochefort oder Floreffe double.
ZUBEREITUNG
Als erstes stellen wir die Buletten her. Dazu das Brötchen in Wasser (oder Milch) einweichen, danach die Flüssigkeit gut ausdrücken und die Zwiebel fein hacken. Beides mit dem Hackfleisch zusammen in eine Schüssel geben. Das Ei, den Senf und die Gewürze ebenfalls hinzufügen. Den Rosenpaprika je nach gewünschtem Schärfegrad dosieren.
Die Mischung jetzt durch Kneten in einen homogenen Teig verwandeln und darauf achten, dass er nicht zu weich ist. Ansonsten fallen die Buletten beim Kochen leicht auseinander. Sollte die Fleischmasse noch zu feucht sein, hilft etwas Paniermehl. Anschließend aus der Masse acht bis neun runde Kugeln formen und anschließend in Paniermehl wälzen.
Als nächstes Butterschmalz in einen Topf geben und die Buletten darin knusprig anbraten. Sie müssen nicht gar sein, nur eine feste Kruste erhalten. Anschließend die Buletten herausnehmen und an die Seite stellen.
Im gleichen Topf setzen wir jetzt die Sauce für die Lütticher Buletten an. Die zuvor gehackten Zwiebeln ins Fett geben und so lange braten lassen, bis sie eine leicht bräunliche Farbe annehmen. Als nächstes kommt der Lütticher Apfel/Birnen-Sirup hinzu und wird kurz karamellisiert. Jetzt den Essig hinzufügen um den Satz zu lösen, anschließend den Majoran und die Lorbeerblätter und zum Schluss das Bier. Kurz aufkochen und bei niedriger Temperatur und geschlossenem Deckel für circa 15 Minuten köcheln lassen bis die Zwiebeln weich sind.
Mit einem Pürierstab die Zwiebeln im Sud feinpürieren, die Rosinen hinzufügen und anschließend die vorgebratenen Fleischklopse „zu Wasser lassen“. Das Ganze für circa 20 Minuten bei niedriger Temperatur weiterköcheln lassen, um die Frikadellen fertig zu garen. Kurz vor dem Servieren die Sauce mit etwas Mehl abbinden. Fertig sind die Lütticher Buletten.
Dazu passt: Traditionell serviert der Lütticher zu seinen Buletten natürlich Fritten.
VARIANTEN
Wer es gerne etwas „stückiger“ mag, kann natürlich auf das Pürieren der Zwiebeln verzichten und die Buletten sowie die Rosinen direkt in den angesetzten Sud geben. Die Kochzeit verringert sich dadurch entsprechend.
Um den Rosinen einen kleinen Extra-Kick zu geben, diese vorher eine Weile im Braunbier einweichen.